Der Entwurf für die Bebauung des Areals zwischen der Kürschner- und der Rupprechtsgasse setzt die Bauten im vorgegebenen Rahmen des Bebauungsplans in den situativen urbanen Kontext. Historische Eigenarten und Maßstäblichkeiten finden ihre Übersetzung in ein räumlich ausdifferenziertes Proportionsgefüge mit klar gegliederten Baumassen und Fassaden, die sich aus dem funktionalen Gefüge ableiten. Unter bewusster Vermeidung eines kompakten Solitärs entstehen nach historisch angelegter Typologie einzelne Baukörper in individueller Ausformung und damit eine das Stadtbild an dieser prominenten Stelle mit modernen Gestaltungsmitteln aufwertende städtebauliche Lösung. Vertikal betonte Bauskulpturen besetzen das Neubaufeld. Deren differenzierter Versatz und ausgewogene Höhenstaffelung greifen die ortsbildprägenden Fassadengliederungen in eigenständiger Weise mit einem Wand-Öffnungs-Verhältnis auf, das sich nicht formal, sondern aus der inneren Struktur der Bebauung ableitet. Der Neubau schließt die öffentlichen Stadträume am südlichen und westlichen Rand durch seine maßstäblich vermittelnde Straßenrandbebauung. Das Verweben der Baumassen des Baufeldes mit denen der Umgebung ermöglicht wechselseitig reizvolle Blick- und Raumbeziehungen. Städtebauliche Ordnung und Gliederung des Entwurfs ermöglichen den Auftritt als kompositorisch in seiner Gesamtheit geprägtes Ensemble. Die tradierte Parzellierung wird zeitgenössisch seriell interpretiert und schafft den historischen Ort prägende städtebauliche und architektonische Merkmale, wie Einschnitte, Dachschrägen, Vor- und Rücksprünge sowie differenzierte, stehende Fensterformate. Die Gestaltungsmittel greifen auf den Fundus des Umgebenden zurück und stehen gleichzeitig für deren neue Übersetzung. Den diszipliniert und dennoch abwechslungsreich gegliederten Formenkanon der Öffnungen ergänzen funktional unverzichtbare Elemente in Form plastischer Ornamente. In Verbindung mit flächig rankender Fassadenbegrünung der beiden im Bereich der Obergeschosse geschlossenen Wandflächen können diese als Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas wirken. Material- und Farbgestaltung vermitteln zur historischen Nachbarschaft.
Ort
Erfurt
Fertigstellung
2019
Bauherr
Privat
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